Die Sache mit der hochsommerlichen Wanderung in den Karst



Ohne Worte ...

Am nächsten Tag ging es mit uns tatsächlich in den Karst und es war HEISS! Im Auto hatte gegen Mittag gefühlte 80 Grad, aber dazu später. Nur so viel: Unsere Freunde, die wir die nächsten Tage besuchten, griffen sich auf den Kopf, als wir ihnen sagten, dass wir ausgerechnet im Juli 2014 unsere Karstwanderungen begannen. Wir machten uns von Duino aus auf den Serpentinenmarsch in Richtung San Lorenzo Jezero, einem kleinen, netten Ort, unter dem emporragenden Karst.

Net nur Stana :)

Korrektur: Ich kann mich noch gut erinnern, dass der Karst in meiner Schulzeit als nicht zwingend sehenswerte steinige Landschaft beschrieben wurde, dem die Venezianer einmal die Bäume nahmen, um Schiffe zu bauen. Die Bora sorgte für den Rest, indem sie den nun freien Lössboden abtrug. Sprich: Da wächst nix mehr, also eher Winnetou Landschaft. Vielleicht hab ich da auch nur schlecht zugehört, kann ja sein, jedoch entsprang vor uns eine vegetative Landschaft, zumindest keine Steinwüsten. Wunderbare Disteln bahnten sich durch das Gestrüpp ihren Weg. Zugegeben vereinsamte Wanderwege (HEISS!) bahnten sich durch den Karstn – a recht fesche Gstättn!

Muss man halt auch erst mal erbauen, die Mauer!

Mit der Kamera schwer darstellbar, ging es doch über hundert Meter hinab in die Tiefe. Karsthöhlen säumten den schmalen Wanderweg, Eidechsen, Vipern, ein ausgefressener Knochen eines wilden Tieres, eine Steinmauer, die eine Wiese von der anderen abgrenzte, Heuballen, ausgetrocknete Wasserbecken - eine sehr eigene Landschaft eben. Und eine hitzegeschwängerte, unendliche Ruhe, die für Momente die Geräuschkulisse der Zikaden zum Verstummen brachte. Wer ragt dort, wer ist dort? Im Gedächtnis die wilden Winde, die im Winter über die Landschaft fegen und die heißen Sommer, die die Landschaft zum Erliegen bringt.

Karsthöhle, verzeichnet.



Zurzeit wandern wir noch über Wege, von denen wir nicht die Namen wissen, über Klippen, die die Germanen zum Staunen brachten, endlich offenbarte sich der freie Blick auf das Meer, von dem sie nur aus Geschichten wussten und geheimnisvolle Höhlen, die einen Blick in die Düsternis freigeben. Wo bin ich, was mache ich hier und von wo kommt das erbarmungslose Flirren in meinem Schädel? Weiß die braune Heuschrecke neben mir eine Antwort, während mir der Schweiß über die Schläfen rinnt? Sie macht Geräusche, wie sie es immer tut. Für sie ist es ein guter Sommer.

Paolo, der Signiore mit den Getränken. Grazie!

Am Ende unserer Wanderung kamen wir wieder bei Paolos Osteria in San Lorenzo Jezero vorbei, der nur den Kopf schüttelte. „Kein normaler Mensch wandert im Hitze-Juli in den Karst.“ Mike nickte ihm zu und meinte, wir sind Dichter auf dem eigenen Weg durch den Karst. „Dichter sind keine normale Menschen“, meinte Paolo lächelnd und kredenzte uns Schinken, Käse, Oliven und natürlich Wein und viel, viel Wasser.

 Ciao, čáo und tschüss,

Wa.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Triest und die Sache mit der Vergangenheit …

Die Sache mit den Sonderbarkeiten und Kostbarkeiten einer Region.

Die Sache mit dem Kaiserfleisch …