Die Sache mit dem Kaiserfleisch …

Innenansicht eines Buffets - Ein Kleinod an Harmonie.


Der Unterschied zwischen Kaiser Franz Josef und dem Kaiserfleisch ist ganz klar: Den Kaiser gibt’s nimmer, das Kaiserfleisch noch immer, und vermutlich hätte der Kaiser auch nie so gut geschmeckt, wie das Kaiserfleisch. Das gibt’s in Triest, wird auch auf Deutsch ausgesprochen. Gut durchwachsenes Geselchtes (nix fettes Bauchfleisch!)  mit Sauerkraut in einer Semmel. Das ist wahrscheinlich der prägnanteste Link in die Vergangenheit, der gelebt wird. Verkauft werden sie in sogenannten Buffets.

Ostern? Nix. Triestiner Alltag. So schaut's aus.


Wir setzen uns in einen kleinen Gastgarten, in eines der wohl bekanntesten Buffets im Lande, ins Buffet Da Pepi, bestellen unsere Semmerln und sind irritiert. Noch nie so stark spürte ich hier die Mischung aus der alten und neuen Zeit, das Aufeinderprallen der Kulturen. Es duftet nach Sauerkraut und Siedefleisch wie in kühlen Jahreszeiten in Österreich, dabei ist es heiß und außerdem früher Nachmittag. Die Stadt ist leblos, als würde jede Bewegung mit Arrest bestraft werden. Weil: Es ist HEISS! Und: Wir sind in Italien. Ich muss mir immer wieder in Erinnerung rufen, wir sind in Italien, da hilft die ganze österreichische Jahrhundertwende-Architektur nichts und auch die Semmel mit dem Geselchten nichts. Wir sind nicht mehr in Österreich. Wir sind in Italien, genauer in der Friaul, in der Hauptstadt der Friaul, essen ein Semmerl mit Geselchtem mit Sauerkraut, trinken dazu einen Friulano. Zumindest im Gaumen mischen sich bereits die Kulturen.

Geselchtes Semmerl mit Kraut, Friulano und Dreher Bier.


Andererseits bin ich wirklich ein Freund der Rindszunge und Innereien jeglicher Art, frei nach dem Motto: Ein Tier besteht nicht ausnahmslos aus Schnitzerln und Steaks. Natürlich kann man in Triest mittlerweile auch schon eine ganz okaye Pizza essen gehen, da sich eben in den letzten Jahren viel getan hat. Triest gleicht mittlerweile, mit seinen Fußgängerzonen, den schicken Bars und Boutiquen  mehr einer italienischen Stadt als noch vor 10 Jahren. Das ist auch gut so, beispielsweise ist Triest wieder bei den Kreuzfahrten als erster Hafen hoch im Kurs. Die „Costa Mediterranea“, 2003 sogar das größte italienische Kreuzfahrtschiff, fährt dieses Jahr seine Mittelmeerkreuzfahrten von Triest und nicht von Genua aus. Mögen der finanziell gebeutelten Stadt die Dienstleistungen neuen Auftrieb geben. Der jahrzehntelange  Grazer beziehungsweise Wiener Mief wich also einer italienischen und internationalen Aura. Dieser Wandel ist auch wichtig für die Stadt, trotz der rund 50 Buffets mit „Kaiserfleisch“, „Cren“ und Dreher Bier.

Der Mann mit der Zunge!
LINK! Da Pepi!

Freunde. Barmann und Fleischsieder.


Wa.










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