Die Sache mit dem Wein, tief im Collio ...
Weingut Zorzon mit Kirche San Lorenzo. |
Weiter geht’s zum Weingut Zorzon, ebenfalls im Collio, genauer
gesagt in Cormons, in der Provinz Goriza, unter der Kirche von San Lorenzo. Auch
hier eine breite Auswahl an Weinen. Auf rund 20 Hektar bauen sie unter anderem
den DOC Collio, Cabernet Franc, die Isonzo Weine, sowie die Weißweine Friulano,
Pinot Grigio, Sauvignon und einige mehr.
Wir sprechen mit Petra Lind, die Freundin von Giorgio
Deganis, über den Friulano, was das Collio sonderbarerweise mit dem Tokajer aus
Nordungarn zu tun hat, über die Menschen hier und was es mit den Weinreben auf
sich hat, die neben der Autobahn wachsen. und so nebenbei erwähnt, ist es
wieder einmal sehr heiß. Wir überraschen Petra beim Kochen, sie erwartet ihren
von der Arbeit im Weingarten hungrigen Mann zum Mittagstisch.
Zorzon! |
Petra, seit wann
besteht das Weingut Zorzon?
Petra: Unsere Weingärten sind hier alle in der Nähe. Auch das
unter der Kirche von San Lorenzo, hinter unserem Haus. Die Kirche ist auch das Logo
auf der Flasche, seitdem unser Weingut besteht, das war Anfang 19. Jahrhundert.
Es ist vom Großvater zum Enkel gewandert. Das Haus wo wir wohnen, wohnten früher
die Arbeiter. Der Großvater war jetzt eher ein Gutsherr, er arbeitete nicht so wie
wir heute, sondern er verwaltete eher. Die Erträge wurden dann aufgeteilt, 51 zu 49 Prozent.
Diese Form des Wirtschaftens bis in die Mitte der 1970er-Jahre. 88 übernahm Giorgio
den Hof und strukturierte ihn um.
Voller Hammer, die Gegend! |
Was ist hier in der Region die populärste Traube?
Petra: Der wichtigste Wein und die wichtigste Rebsorte in
der Gegend ist der Friulano. Der Friulano ist der ex „Tocai Friulano“. Es gab
vor einigen Jahren einen Rechtstreit mit Ungarn, wo die Ungarn dann das Recht
bekamen, den Namen Tokaj zu vermarkten, Friulano ist uns geblieben. Wobei die
beiden Weine nichts mit einander zu tun haben. Der Friulano stammt von der
Traube Tocai Friulano, der Tokajer aus Ungarn ist ein Cuvée aus drei Trauben. Für
die Menschen hier war das die absolute Tragödie, aber von außen betrachtet ist
uns eigentlich der „wichtigere“ Teil des Namens geblieben.
Wie wichtig ist der
Friulano für euch?
Petra: Für unsere Gegend ist es die absolut wichtigste
Rebsorte. Wenn du in eine Bar gehst und einen Bianco bestellst, geben sie dir automatisch
einen Friulano. Das können dann aber auch ausgezeichnete, sehr elegante DOC
Weine sein. Das ist der Stolz des Landes. Ähnlich wie bei euch ein sehr guter
Welschriesling die Steiermark repräsentiert.
Der Keller! |
Welchen Stellenwert hat
der Friulano in Italien?
Petra: Die Spitzenweine aus der Toskana spielen in einer
eigenen Liga. Bei den Weißweinen sind wir jedoch wirklich top in ganz Italien.
Das Problem war nur, als wir vor 20 Jahren den großen Boom hatten, da trieb man
hier die Preise hinauf. Die Preise sind jetzt nicht mehr so hoch, jedoch das
Image ist geblieben, dass wir zu teuer sind.
Kann von einer Region
Alpen-Adria sprechen, wie siehst du die Situation? Gibt es da den Zusammenhang
zwischen Slowenien, Friaul und Österreich?
Petra: Zwischen Österreich und der Friaul schon. Der ist
stärker als zwischen Italien und Slowenien. Italien und Österreich sind einmal
sehr von der Geschichte geprägt. Viele weinen hier noch immer dem Kaiser Franz
Josef nach, jährlich haben wir hier in Udine ein Sisi-Fest. Wir leben vom
Exportund unsere Kunden sind zu 99 Prozent Österreicher. Da spielt Slowenien
eher eine geringe Rolle. Natürlich könnte man über den Wein einiges verbinden, nur
müssten die Menschen auf allen Seiten etwas weitsichtiger werden.
Petra und Girogio! |
Erzähle mir etwas über
den Menschanschlag hier?
Petra: Ich komme ursprünglich aus der Weststeiermark, aus
Bad Gams. Die Liebe brachte mich hierher nach Italien. Morgen bin ich acht
Jahre hier und ich bin sehr herzlich aufgenommen worden. Von sich selbst sagen
die Menschen hier, dass sie etwas stur und eigenwillig sind. Mir kommt das
nicht so vor.
Was passiert mit dem
Wein der in Norditalien bei der Autobahn wächst? Ist das der 2,50 EUR Wein aus
dem Supermarkt?
Petra: Da wird kaum geschnitten und technisch geerntet.
Einen guten Wein wie voriges Jahr - wo du ausschneiden musst, ohne Ende, denn
sonst bekommst du gar keinen Wein, da kannst du nicht mit der Maschine
drüberfahren, da hast du danach im Keller eine Qualität, die du wegschütten
musst – kann es bei einer maschinellen Ernte nicht geben. Bei der maschinellen
Ernte schaut danach der Weingarten aus, als ob er vergewaltigt wurde. Das geht
fast nicht, wenn man vorher den Weinstock behutsam behandelt. Da tut einem das
Herz weh, wir ernten immer händisch.
Danke für das
Gespräch, Ciao, čáo und tschüss,
Wa.
Zorzon
Das Collio
Arbeiter vom Weingarten, schon lange dort, unheimlich freundlich, kommt aus Marokko. |