Die Sache mit dem Wein und dem Grenzland …
Vino! |
Wenn Norditalien, Slowenien und die Steiermark eines
verbindet, ist es der Wein. Da Winzer grundsätzlich gescheite Menschen sind und
die junge Generation sich auch immer neu erfindet, wissen sie einiges über Land
und Leben zu berichten.
Wir machen bei den Winzern Fruscalzo in Ruttars halt.
Ruttars liegt in den Weinbergen des Collios. Geschichte! Während des Ersten
Weltkriegs war der Collio Frontgebiet und die „Schlachten am Isonzo“ dürfte allen ein Begriff sein. Heute zum Glück,
wie vor dem Krieg, regiert der Weinbau. Das Collio ist sehr eigen, vertritt
eine individuelle Weinlinie und hat ein Credo: Sich immer treu bleiben.
Auf dem Weingut Fruscalzo - coole Box! |
Wie viele Weingüter im Collio, ist auch das Gut Fruscalzo ein Familienbetrieb. Das Weingut Fruscalzo ist wunderbar in der Natur verankert. Mike und ich betreten den Hof, vier Jagdhunde begrüßen uns bellend und die Geschwister Daniela und Graziano Fruscalzo empfangen uns so, wie es sich für fleißige Friulaner gehört, in der Arbeitsmode. Das Interview führe ich mit Daniela, da sie hier in der Tourismusschule Deutsch lernte und danach eine Zeit lang in München arbeitete.
Das edle Gut mit dem venezianischen Löwen. |
Die Weinsorten bei
euch haben klingende Namen: Sauvignon, Ribolla Gialla, Friulano, Pinot Bianco,
Pinot Grigio.
Daniela: Wir machend den Wein, der hier seit Generationen wächst.
Geht ihr mit der Zeit?
Bio-Weine, oder so?
Daniela: Der Wein muss uns zuerst einmal schmecken, das ist
wichtig für die Identifikation. Wir machen keinen reinen Bio-Wein, aber setzen so
wenig Chemie wie nötig ein. Zum Düngen nehmen wir auch Kuhmist. Wir nehmen das
sehr ernst: Uns ist wegen dem Regen auch schon eine Ernte ausgefallen, weil wir
eben sehr wenig gespritzt haben. Wir orientieren uns auch an den Mondphasen,
das machen wir auch in unserem Gemüsegarten, das haben wir von unseren
Großeltern übernommen.
Der Grenzstein im Grenzhaus - über 100 Jahre alt. |
Euer Weingut steht auf
einem interessanten Platz.
Daniela: Heute blickt man vom Weingut der Fruscalzos nach
Slowenien. Vor über hundert Jahren trennte hier der Hof Venezien und
Österreich, sogar ein Grenzstein im alten Grenzhaus weißt noch auf diese
historische Gegebenheit hin. Unsere Großeltern kamen aus der Gegend Venedig /
Treviso. Mein Großvater verlor viel Geld, also mussten sie sich als Taglöhne
wieder hocharbeiten. Schließlich verkauften die reichen Gutsherren hier
Grundstücke und mein Vater erwarb eines. So bauen wir hier seit 1950 Wein an. Deshalb
beziehen wir uns aber auch auf Venezien und haben den venezianischen Löwen auf
unseren Flaschenetiketten involviert.
War in der Zeit des
Kommunismus die (grüne) Grenze nach Jugoslawien dicht?
Daniela: Für meinen Vater hat es nie eine Grenze nach
Jugoslawien gegeben. Wir machten immer Geschäfte mit den Slowenen, auch noch zu
Titos Zeiten. Wir kauften immer Kühe, Schweine, oder auch Grappa. Das lief
damals unter Freunden ab, wie Nachbarschaftshilfe.
Wie war das, als die
Grenzen fielen?
Daniela: Für uns war das normal. Aber Leute, die nur sieben
Kilometer von uns entfernt wohnen, haben plötzlich Slowenien entdeckt. Gewisse
Kontrolle sollte es jedoch geben, nach der Öffnung der Grenzen wurden auch
illegale Geschäfte getätigt, aber was die Bewohner betrifft, sind wir wie
Nachbarn.
Der Ausblick nach Slowenien. |
Sprecht Ihr auch
slowenisch?
Daniela: Nein, bei uns wird Friulanisch gesprochen, die
Slowenen können aber sehr gut italienisch. Trotzdem ist es eine Region. Es ist
für mich kein Problem, wenn Kunden kommen, dass ich ihnen Tipps für Slowenien
gebe, wo sie zum Bespiel ein Quartier finden können, oder wissen wollen, welche
Lokale ich in Slowenien empfehlen kann.
Spürt man hier noch Österreich?
Daniela: Es gibt eine feste Beziehung mit Wien, hier kommen
viele Gäste aus Wien her. Natürlich gibt es in Triest auch eine ähnliche Kost
wie in Österreich. Bei Triest darf man nicht nur an das Meer denken.
Könnt ihr mir hier
euren Menschenschlag beschreiben?
Daniela: Wir müssen immer arbeiten, arbeiten, arbeiten, dann
hat man was.
Wie wird die Friaul im
internationalen Kontext gesehen?
Daniela: Die Friaul wird in Italien als arme Region
bezeichnet, aber sie kann viel anbieten. Eine wunderbare Landschaft vom Gebirge
bis zum Meer. Hochwertiger Wein, Schinken, Käse und ein gut entwickelter
Tourismus.
Danke für das
Gespräch, Ciao, čáo und tschüss,
Wa.
Daniela und Graziano Fruscalzo |